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      Die JGS stellt sich vor

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      Rundgang durch die JGS mit Schüler:innen

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      DS-Aufführungen der Q2

      Es ist wieder so weit: Im Mai werden vier DS-Kurse der Qualifikationsphase 2 die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren und mit ihren Produktionen im UK14 auftreten. Den Anfang machen die Kurse Darstellendes Spiel von M. João Ventura und Annabelle Weyer am 6. und 7. Mai, jeweils um 19:00 Uhr im UK14, Untere Karlsstr. 14, 34117 Kassel. An beiden Abenden werden von den Schüler:innen die Inszenierungen "Ich im System" (Kurs Weyer) und "Die letzte Ballade" (Kurs Ventura) präsentiert.

      Eintritt frei, Spenden erbeten.

      DIE LETZTE BALLADE

      Eine Gesellschaft, getrieben von der Angst vor dem Fremden. Sie ist überall – die ständige Angst, ihr könnte etwas weggenommen werden. Eine Gemeinschaft, die vor lauter Paranoia bereit ist, zu menschenverachtenden Plänen zu greifen. Doch was wäre, wenn sie das gar nicht müsste? Was wäre, wenn das vermeintliche Problem von selbst verschwände? Was wie ein Wunschtraum klingt, wird wahr im kleinen Dorf Heim-Heim im Deutschland der Zukunft.

      Der DS Kurs der Q1/2 der Jacob-Grimm-Schule Kassel, unter der Leitung von M. João Ventura, thematisiert mit der Eigenproduktion "Die letzte Ballade" die Vision der wachsenden Rechtspopulisten von einem "reinen Deutschland". Mit erschreckendem und ungefiltertem Scharfsinn zeigen die Schüler:innen, wie weit Fremdenhass gehen kann, wenn die Konsequenzen zu Ende gedacht werden. Was anfangs noch lustig und sarkastisch klingen mag, legt erschreckende Wahrheiten frei, die das Nachdenken evozieren. Die Wünsche der Heim-Heimer erfüllen sich schneller, als sie Luft holen können. Abschließend schenken die Darsteller dem Publikum einen Hauch melancholischer Hoffnung.

      Es spielen: Omar Alzyab, Julian Bäcker, Lea Brune, Klara Fux, Karla Glöckner, Alva Goos, Oscar Guthof, Jeshua Holländer, Amelie Horn, Julius Jasperbrinkmann, Sebastian Kellner, Frederic Koukal, Elija Leimbach, Max Michel, Kevin Oehme, Valentin Pavlov, Anna-Lena Pysall, Lilly Richter, Emiliano Rojas-Ravello, Gabriel Seibert, Lasse Seidenfaden, Jasper Steidl, Dannay Tekle

      Plakat Ich im System

      „ICH IM SYSTEM“

      „Die Zukunft ist ein so großer, vager Begriff - können wir uns überhaupt Gedanken machen oder ist das verschwendete Zeit?“ 

      Die Zeit rast, die Gesellschaft verändert sich, immer neue (technische) Innovationen stehen vor der Tür: Wo bleibt der Mensch in dieser neuen Welt? Wie wird meine Zukunft aussehen? Spielt bald nur noch Leistung eine Rolle? Wird die Künstliche Intelligenz unseren Alltag, unser Zusammenleben, unsere Beziehungen bestimmen? Wo bleibt Raum für meine individuelle Entfaltung - werde ich nur noch eine Nummer in einem System sein? Kann ich überhaupt meine Zukunft beeinflussen?

      Dies sind nur einige der Fragen, mit denen sich sich der Kurs Darstellendes Spiel der Qualifikationsphase 1/2 unter der Leitung von Annabelle Weyer auseinandersetzt. Auf der Suche nach Antworten bewegen sich die Schüler:innen zwischen Utopie und Dystopie, nicht immer sind die Grenzen dazwischen klar. Zukunftsängste und Hoffnungen werden ebenso wie verschiedene Szenarien für die Zeit nach dem heute thematisiert. Dabei arbeitet die Gruppe nicht nur mit Elementen des biografischen Theaters, sondern auch des Tanz- und Bewegungstheaters. Am Ende der gemeinsamen Arbeit steht eine vielfältige Szenen-Collage, die sich immer wieder um die Frage dreht: Wo werde ich stehen - im System? 

      Es spielen: Kalle Willem Lothar Bracht, Anna Malin Drägert, Gero Flach, Anne Helena Fopessi Solam, Nathalia Guimaraes Schesswendter, Timo Leander Hartstang, Ole Hoßfeld, David Kellner, Emilio Kulick, Johann Lutz, Helene Lux, Louise Papa, Katja Peters, Joleen Risilia, Aurelia Andrea Roseck, Yukabied Solomon Tsehaye, Emely Sommer, Lilli Steinhübel, Mariette Stief, Linus Zanner

       

      Premiere: jeweils Montag, 6. Mai 2024, 19:00 Uhr

      Derniere: jeweils Dienstag, 7. Mai 2024, 19:00 Uhr

       

      Plakat (Kurs Weyer): Lilli Steinhübel

      Texte: M. João Ventura, Louise Papa/Katja Peters/Annabelle Weyer

      Am 23. Mai werden die Kurse von Ursula Grüninger und Ede Müller mit ihren Produktionen folgen. Termin schon einmal vormerken!

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      JGS-Team belegt 2. Platz beim "Generation €uro Students´ Award" – erneut ein toller Erfolg!

      Das Team „Dornige Chancen“ der Jacob-Grimm-Schule Kassel belegt Platz 2 bei dem bundesweiten „Generation €uro Students´ Award“ der Deutschen Bundesbank und der EZB.

      „Generation €uro Students´ Award“ (G€SA), bei dem es sich um Themen rund um die Geld- und Währungspolitik sowie ihre Funktion in einer Volkswirtschaft handelt, wird auf der nationalen Ebene in verschiedenen Ländern des Euro-Währungsgebiets organisiert und findet jährlich statt. Der dreizehnte bundesweite Wettbewerb, der sich über mehrere Runden erstreckte, startete im Oktober vergangenen Jahres und endete mit dem Finale am 21. und 22.03.2024 in dem Geldmuseum der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main. 

      Das Team „Dornige Chancen“ der Jacob-Grimm-Schule Kassel, bestehend aus fünf Schülern namens Kalle Bracht, Stefan Glas, Benjamin Grau, Finn Hettwer und Jannik Meister, unter der Leitung der Lehrkraft Dr. Sanela Sivric-Pesa, konnte die Jury mit inhaltlich anspruchsvollen und kreativ dargebotenen Beiträgen und der Analyse der wirtschaftlichen und monetären Situation in der Eurozone überzeugen und nach einer spannenden Finalrunde den zweiten Platz belegen. 

      Eines der Highlights der Finaltage war sicherlich auch der persönliche Empfang bei dem Bundesbankpräsidenten Joachim Nagel, den die besten drei Teams in dessen Büro auf der Vorstandsetage der Bundesbank besuchen konnten. Als „authentisch“, „bodenständig“ und „sympathisch“ beschrieben die Schüler anschließend das informelle Zusammenkommen.

      Dass zum wiederholten Male ein Team der Jacob-Grimm-Schule Kassel eine so hervorragende Platzierung bei einem renommierten bundesweiten Wettbewerb für sich beanspruchen konnte, erfüllt nicht nur die leitende Lehrkraft Frau Dr. Sanela Sivric-Pesa mit Stolz, sondern auch die ganze JGS-Schulgemeinde. Gratulation und weiter so!

      Text: Dr. Sanela Sivric-Pesa
      Foto 1: (Deutsche Bundesbank): Jannik Meister, Stefan Glas, Benjamin Grau, Kalle Bracht,Finn Hettwer und Dr. Sanela Sivric-Pesa

      Foto 2: (Deutsche Bundesbank): Bundesbankpräsident Joachim Nagel

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      JGS wird Kooperationsschule

      Die langjährige Zusammenarbeit der Jacob-Grimm-Schule und des Staatstheaters Kassel wird nun seit dem Schuljahr 2023/24 endlich festgehalten durch einen Kooperationsvertrag, damit ist die JGS offiziell Kooperationsschule des Staatstheaters und gestaltet somit gemeinsam im Austausch mit der Theaterpädagogik die kulturell-ästhetische Bildung an der JGS. Auf diese Weise profitiert die Schule noch stärker von frühen und einfachen Buchungsmöglichkeiten, individuellen Vorstellungsterminen, Workshops zur Vor- und Nachbereitung, Führungen hinter den Kulissen, der kurzfristigen Rückgabemöglichkeit von Karten und vielem mehr. Im Rahmen der kulturell-ästhetischen Bildung geht somit in allen Jahrgangsstufen jede Schüler:in mindestens einmal im Schuljahr im Rahmen des Deutschunterrichts, natürlich auch des Unterrichts in den Fächern Darstellendes Spiel und Musik, ins Theater. Hierbei ist das Ziel ein fächerübergreifender und spartenübergreifender Ansatz, sodass ein Theaterbesuch sowohl in den Bereichen Schauspiel, Musik- und Tanztheater, Konzert oder auch Performance für alle Fächer interessant sein kann. So kann auch ein Besuch in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern, in den Naturwissenschaften und Mathematik oder auch Sport spannende Diskurse eröffnen.

      Auch im Rahmen der Berufsorientierung arbeiten die JGS und das Staatstheater Kassel eng zusammen, es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, themenbezogene Impulsworkshops in den Bereichen Maske, Schneiderei, Dramaturgie, Requisite, Regie, Verwaltung, Bühnentechnik oder auch mit Bühnenakteur:innen zu buchen, des Weiteren können auf einfachem Wege für Schüler:innen Praktika oder im Anschluss an den Schulbesuch ein FSJ organisiert werden (je nach Kapazität), auch gibt es die Möglichkeit, am Staatstheater Kassel in einen Ausbildungsberuf zu gehen.

      Text: Annabelle Weyer

      Foto: Lisa Sommerfeld (Auf dem Foto werden den Koordinatorinnen mit dem Staatstheater Domenica Haas und Annabelle Weyer sowie der Schulleiterin Kerstin Otto von Barbara Frazier, Leiterin des JUST⁺ – Jungen Staatstheaters⁺, und Sabine Koller, Theaterpädagogin am Staatstheater Kassel, die Plakette überreicht, die die Kooperation mit dem Staatstheater symbolisiert und nun am Haupteingang der Schule hängt.

       Staatstheater Kassel Kooperationsschule

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       Bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein fand am 21. März auch in diesem Jahr der Spendenlauf an der JGS statt. Neben dem herkömmlichen Lauf um das Schulgelände herum konnten sich die Schüler:innen auch an unterschiedlichen Stationen wie Fußball, Ultimate-Frisbee, einem Fitnesszirkel oder beim Zielwurf betätigen und Spenden sammeln.

      Das gesammelte Geld wird auf eine gemeinnützige Organisation, die von der SV ausgewählt wird, das Abi-Komitee und die Schüler:innenvertretung aufgeteilt und gespendet und unter anderem für die Finanzierung des Abiballs und zukünftig anstehender SV-Projekte genutzt.

       

      Text: Juliane Müller (E2)

      Fotos: Tobias Mecke (Q2)

       

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      Auschwitz – Eindrücke und Reflexionen 

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      Eine Gruppe von 16 Schüler:innen machte sich vom 28. Januar bis zum 1. Februar diesen Jahres in Begleitung von Christopher Huscher und Tobias Pengel auf, um die Gedenkstätte und den Ort Auschwitz zu besuchen. Über ihre Eindrücke und ihre Reflexionen produzierten die Schüler:innen Bilder, Collagen, Texte, Audios und Videos. 

       

      Aus den Produkten dieser Auseinandersetzung mit dem Ort Auschwitz ist eine beeindruckende multimediale Ausstellung entstanden, die an zwei Freitagen, dem 8. und dem 15. März, von den Schüler:innen eröffnet wurde. Zur Eröffnung waren interessierte Schüler:innen aus der Qualifikationsphase 2 eingeladen. 

       

      Die Ausstellung ist bis Ende April 2024 im 2. Lichthof zu sehen. 

       

      (Text und Fotos: Christopher Huscher)

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      Der folgende Text sowie die Fotos stammen aus der Ausstellung und können einen Einblick geben:

       

      Es ist dunkel

      Es ist dunkel. Langsam setze ich einen Fuß vor den anderen, während aus den Lautsprechern an den Wänden Namen erklingen. Die Namen der Opfer. Der Opfer des Ortes, an den ich jetzt gehe. 

      Auschwitz.

      Mit jedem Schritt, den ich durch den weiß gestrichenen Gang mache, wächst das mulmige Gefühl in meinem Bauch. In der Schule hatten wir zwar schon lange und viel darüber geredet, was hier passiert ist, aber nichts konnte mich darauf vorbereiten, was ich hier sehen würde. 

      IMG 4024 editedAls ich aus dem Gang heraustrete, scheint die Sonne vom wolkenlosen Himmel hinunter und ich muss die Augen zusammenkneifen, um das weitläufige Gelände überblicken zu können. Währenddessen lasse ich mich von dem Strom der anderen Besucher mittreiben und bewege mich so langsam auf das Tor mit der weltweit bekannten Gravur „ARBEIT MACHT FREI“ zu. Ich laufe an einigen Gruppen vorbei, darunter mehrere Schulklassen, und frage mich insgeheim, was in ihren Köpfen vorgeht. Ob es ihnen genauso geht wie mir? Irgendwie habe ich Angst vor dem, was ich jetzt sehen werde. Wie es sich anfühlen wird, diese Wege zu laufen, diese Treppen zu steigen. 

      Vor dem Tor bleibe ich kurz stehen und lasse alles auf mich wirken. Das geschmiedete Tor mit dem umgedrehten B als stillen Protest, die zweireihigen, meterhohen Stacheldrahtzäune und die Gebäude vor mir. Mit all den anderen Menschen, die mit mir durch das Tor treten, bekomme ich eine Vorstellung davon, wie es hier vor 80 Jahren ausgesehen haben muss. 

      Ich betrete das erste Gebäude mit der Nummer 4 und werde von Informationen erschlagen. Der Raum erstreckt sich über die gesamte Länge des Gebäudes und ist gefüllt mit Informationen über das Stammlager, die ehemaligen Häftlinge und die Gründe für das Geschehene. 

      Jedes Haus, das ich betrete, ist voll mit Zahlen, Bildern, Fundstücken und Geschichten. Ich sehe einen Teil der Behälter für Zyklon B, was für den Massenmord benutzt wurde. Ein anderer Raum beherbergt die tausenden Brillen, die einmal den Häftlingen gehörten. Stumm laufe ich vorbei an Prothesen, Gehhilfen, Geschirr und Schuhen. Ich sehe Namen inmitten der Stapel an Gepäckstücken. Namen, die ein Leben hatten und einfach aus der Welt gerissen wurden. 

      IMG 4027 editedIn einem anderen Gebäude sind hunderte Bilder von Häftlingen, mit Namen, Geburts- und Sterbedaten. Im Vorbeigehen rechne ich aus, wie alt sie bei ihrem Tod waren, und stelle fest, dass einige davon kaum älter als ich geworden sind, viele haben nicht einmal die 30 erreicht. 

      Mich überkommt ein Anflug von Schuld, als ich an den ehemaligen Häftlingsräumen vorbeigehe, welche gefüllt sind mit Stroh oder alten Matratzen. Der höchste Komfort, den die Häftlinge bekommen hatten, waren alte Stockbetten aus Holz. Unwillkürlich fühle ich mich schlecht, da ich in wenigen Stunden zurück in die Herberge gehen kann und dort genug Essen, eine warme Dusche und ein gemütliches Bett erwarten werde. 

      Auf dem Weg zum Krematorium I scheint mir die Sonne in den Nacken und ich muss wieder einmal daran denken, wie sich die Häftlinge gefühlt haben müssen, während sie diese Wege gegangen sind. Vom strahlenden Sonnenschein bewegt sich die Menge in das kühle, halb unterirdisch liegende Gebäude. 

      Über mir eröffnen sich einige Löcher in der Decke, durch die die Behälter mit dem Zyklon B in die Kammer geworfen wurden. Im Nebenraum stehen die beiden Öfen, in denen die Körper der Toten verbrannt wurden. 

      Als ich das Stammlager I endlich verlasse, fühle ich mich wie benommen und kann all die Eindrücke kaum verarbeiten.

      Mich erfüllt noch immer ein Schuldgefühl, als ich die Treppen des Buses hinuntersteige und mich auf den Weg zu Auschwitz–Birkenau mache.

      Schon aus der Ferne sehe ich die Bahnschiene, die durch das große Tor in das Innere des Lagers führt, und stehe kurze Zeit später auf eben dieser. Andächtig schieße ich einige Bilder, bevor ich durch ein separates Tor das Gelände betrete. 

      Ich dachte, dass das Stammlager I schon groß gewesen wäre, aber Birkenau übertrifft dies um Längen. Um mich herum sehe ich fast schon kilometerweit nur Ruinen von ehemaligen Baracken und ein paar ausgewählte, die zu Ausstellungszwecken wiederaufgebaut wurden. In gleichmäßigen Abständen erstrecken sich die alten Kamine in die Höhe und ich kann mir nicht richtig vorstellen, wie an diesem Ort tausende von Menschen gelebt haben sollen.

      IMG 4113 editedIch nehme mir Zeit, während ich von Baracke zu Baracke laufe. Ich lese Schilder, auf denen steht, wie es dort einmal zuging, und bekomme ein Bild von dem Alltag im Konzentrationslager. Es dauert bestimmt eine Stunde, bis ich endlich das Ende des ewig langen Weges erreicht habe und vor den beiden ehemaligen Krematorien stehe. Auf dem Platz dazwischen ist eine Gedenkstätte eingerichtet und aufgrund des Holocaust-Gedenktages vor ein paar Tagen liegen überall Blumen. Bedrückt betrachte ich diese und die Inschrift auf dem Stein vor mir. 

      Langsam gehe ich vorbei an den Überresten des Krematoriums II und lasse den Blick über die restaurierten Holzhütten schweifen, während ich mich in Richtung des „Kanada“-Abschnitts des Lagers bewege. An diesem Ort wurden fast ausschließlich Frauen inhaftiert, welche die Gepäckstücke der neu angekommenen Häftlinge nach Wertsachen durchsuchen mussten. Es stehen nur noch Ruinen an den Stellen der ehemaligen Hütten und trotzdem kann ich das Geschehen von vor 70 Jahren fast schon bildlich vor mir sehen. 

      Auf dem Weg zum Ausgang wandere ich zu den begehbaren Baracken, welche originaltreu erhalten wurden. Die Hütten haben zwei Gänge und auf beiden Seiten jedes Ganges dreistöckige Betten aus Stein und Holz. Ich erfahre, dass die Häftlinge mitunter zu viert oder fünft in diesen Betten geschlafen haben, und verlasse das Gebäude betreten. In einer Baracke, der Mutter-Kind-Baracke, sehe ich Zeichnungen an der Wand, darunter eine Schule. Es ist für mich unwirklich, dass diese Kinder sich so sehr danach gesehnt haben, in die Schule gehen zu können, während ich mich oft darüber beschwere. Neben dieser Hütte gibt es jedoch auch spezielle Baracken für Männer und Kranke. Zu sehen, dass die Fenster der Krankenbaracke vergittert sind, und zu hören, dass die Häftlinge hinter diesen Gittern sich selber überlassen wurden, um weniger Aufwand zu haben, schockiert mich zutiefst. 

      Obwohl die Baracken unterschiedliche Häftlinge beherbergten, haben sie alle etwas gemeinsam: Sie sind dunkel, kalt und ungemütlich. Allein der Gedanke daran, dass im Laufe der Jahre mehrere tausend Menschen hier untergebracht waren, lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen. 

      IMG 4144 editedAls ich endlich das letzte Gebäude verlasse und tief durchatme, ist die Sonne dabei unterzugehen. Ich habe so viele Gedanken im Kopf – und gleichzeitig keine.

      An den folgenden beiden Tagen habe ich einen durchgetakteten Plan: Ich nehme an einer Stadtführung durch Oświęcim teil, bei welcher ich viel über die Geschichte der Stadt erfahre und warum die Nationalsozialisten ausgerechnet diese Stadt für ihre Taten ausgewählt haben. Aber auch das jüdische Leben, welches schon vor der Zeit des Nationalsozialismus vertrieben wurde, wird angesprochen und als ernstes Thema in meinem Kopf verankert. Aus diesem Grund besuche ich noch am selben Tag das jüdische Zentrum der Stadt. Es stellt eine Mischung aus Museum und Treffpunkt für die jüdische Gemeinde dar und möchte Besuchern vor allem die Geschichten der Opfer aus Oświęcim nahebringen und über die Folgen dieser Zeit für die gesamte Gegend aufklären. Neben den Ausstellungsräumen gibt es auch eine aktive Synagoge, die einzige, die der jüdischen Gemeinde erhalten geblieben ist. 

      Neben vielen tragischen Geschichten erfahre ich jedoch auch etwas über Henryk Mandelbaum, einen KZ-Überlebenden. Seine Geschichte ist weit bekannt und das aus gutem Grund. Obwohl er 2008 verstorben ist, kann ich mir ein Interview anschauen, in dem er über sein Leben vor und während der Inhaftierung redet. 1941 wurde Mandelbaum mit seiner Familie in ein Ghetto gebracht, wo er als Maurer arbeitete. Aufgrund dieser Anstellung hatte er Kontakte, die ihm letztendlich zur ersten Flucht verhalfen. Aufgrund unglücklicher Umstände wurde er jedoch 1944 verhaftet und nach Auschwitz überstellt. Dort wurde er in das Sonderkommando eingeteilt und war so unter anderem für die Verbrennung der Leichen zuständig. Trotz der Beteiligung an einem Aufstand blieb er am Leben und wurde 1945 sogar auf einen der Todesmärsche geschickt, wo es ihm gelang, ein zweites Mal zu fliehen. Als Zeitzeuge berichtete er sein restliches Leben über die damaligen Geschehnisse und erhielt dafür weltweite Bekanntheit. 

      Bevor ich mich auf den Weg zurück nach Deutschland mache, besuche ich noch das Gedenkmuseum „Bilder der Erinnerung – das Schicksal der Bewohner der Region Oświęcim“, welches sich vor allem mit der Zeit unter der NS-Diktatur beschäftigt. Mit einem Paar Kopfhörer kann ich mich frei durch das Museum bewegen und verschiedene Ausstellungsstücke sowie viele verschiedene Kurzfilme von Betroffenen und Historikern betrachten. Ich finde es erschreckend, wie sehr die Bewohner der Stadt leiden mussten, weil sie einer anderen Kultur und Religion angehörten. Heutzutage ist das kaum noch vorstellbar, jedoch weiß ich, dass die jüdische Gemeinde auch heute noch große Probleme hat. 

      Während meiner Zeit in Oświęcim haben Zahlen Namen, Geschichten und Bilder bekommen. Erzählungen und Schulbuchtexte wurden zu Erfahrungen. Diese drei Tage haben mich tief geprägt und ich werde meine Zeit dort nie vergessen. 

      „Ich“ war eine Gruppe von 16 Schüler:innen der Jacob-Grimm-Schule in Kassel, welche im Januar 2024 an der Auschwitz-Exkursion teilgenommen haben. Vielen Dank geht an Herrn Huscher und Herrn Pengel sowie an alle Mitarbeitenden und Freiwilligen der IJBS in Oswiecim!

      Katharina Grysczyk (Text und Fotos)

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